Abschied und Dank an die Benediktiner
Nach 54-jährigen Wirken der Missionsbenediktiner aus Münsterschwarzach im Oldenburger Münsterland musste der Orden nun am vierten Adventswochenende Abschied nehmen aus Damme.

Durch Vermittlung des damaligen Offizials Heinrich Grafenhorst hatte Maria Kophanke in Kemphausen den Benediktiner 1962 einen Hof mit 120 Hektar geschenkt, damit sie hier junge Menschen auf dem Weg in das Priester- oder Ordensleben vorbereiten können. Am 11. Dezember 1962 kamen mit P. Johannes Hahner und Br. Deocar Ritzer die ersten Benediktiner und eröffneten hier eine Prokura zur Werbung der missionarischen Projekte in Afrika und Asien der Missionsbenediktiner. Es dauerte nicht lange und sie planten ein Schülerheim für die Gewinnung von geistlichen Berufen. 1966 nahm das Internat mit zehn Schülern seinen Betrieb in angemieteten Räumen auf, 1971 zogen die Schüler in das neugebaute Internat auf dem Gelände des Klosters St. Benedikt. 1980 wurde das Haus zum Priorat erhoben und das Internatsgebäude zu einem Gästehaus für Kurse und Exerzitien umgebaut.
Nun standen große Sanierungsmaßnahmen an, die nur mit einem großen finanziellen Aufwand zu bewältigen gewesen wären. Diese standen jedoch nicht im Verhältnis zu den personellen Möglichkeiten des Benediktinerkonvents, denen es an Nachwuchs mangelt, um das Priorat auch noch in Zukunft adäquat leiten zu können. So musste der Orden Anfang 2016 schweren Herzens den Entschluss fassen, das Dammer Priorat zum Ende des Jahres 2016 zu schließen.
Die Benediktiner und die Pfarrgemeinde St. Viktor mussten nun am vierten Adventswochenende Abschied nehmen und taten dies in zwei großen Gottesdiensten am Samstagabend in Rüschendorf und am Sonntagmorgen in Damme.

Der Gottesdienst am Samstagabend begann mit einer Statio an der Kapelle Kophanke in Kemphausen, dem Ausgangspunkt des benediktinischen Wirkens in Damme. Von dort aus zogen die Gläubigen in einer Prozession in die Rüschendorfer St.-Agnes-Kirche, wo ein feierlicher Gottesdienst gefeiert wurde, in dem Abt Michael Reepen aus Münsterschwarzach die Predigt hielt und der musikalisch durch den Kolpingchor Rüschendorf mitgestaltet wurde. Mit dabei waren auch zahlreiche Messdiener und die Bannerabordnungen der Vereine. Nach dem Gottesdienst gab es im und um das Pfarrheim die Möglichkeit zur Begegnung.

Am Sonntagvormittag folgte dann der große Abschiedsgottesdienst der Pfarrgemeinde in der Dammer St.-Viktor-Kirche. Es war ein Gottesdienst der Superlative. Fast 1.400 Gläubige kamen in den „Dammer Dom“, um die Benediktiner zu verabschieden. Mit 14 Fahnenabordnungen kirchlicher Verbände, dutzenden Messdienern, der Chorgemeinschaft St. Viktor, Repräsentanten des Bischöflich Münsterschen Offizialats und der Politik, Abordnungen aus dem Bistum Osnabrück, Nachbarn des Priorats, Vertretern der Ordensgemeinschaften und der evangelisch-lutherischen Kirche und einem großen Teil des Oldenburger Klerus füllten sie den Dammer Dom bis auf den letzten Platz. Hauptzelebranten waren Bischof Dr. Felix Genn und der Münsterschwarzacher Abt Michael Reepen, der von vielen Mitbrüdern aus dem fränkischen Stammkloster des Dammer Priorats begleitet war.
In den Fürbitten drückten Bürger ihren Dank und Respekt für die Benediktiner aus. Nach dem Gottesdienst gab es vor der Kirche neben Erbsensuppe und Glühwein viele herzliche Umarmungen und Abschiedstränen.
Als er vor vier Jahren verkündete habe, dass hier eine neue Kirche gebaut werden solle, sei er davon ausgegangen, dass er spätestens jetzt eine Einweihung vornehmen könne, sagte Abt Michael in seiner Predigt. „Wir haben uns von Münsterschwarzach auf den Weg nach Damme gemacht und ernsthaft gefragt: Braucht die Welt überhaupt noch Mönche? Der Entschluss, sich aus Damme zurückzuziehen, sei schweren Herzens getroffen worden. Dabei hätten seine Mitbrüder hier gute Arbeit gemacht, sagte er, wobei er nicht verschwieg, dass es im Internat durch ein unentschuldbares Verhalten eines Mitbruders ein dunkles Kapitel gegeben habe, das ihm sehr leidtue. In den vergangenen 54 Jahren seien über 50 Mitbrüder hier tätig gewesen. Er freue sich, dass eine Gruppe von Benediktineroblaten ein benediktinisches Forum weiter plane. Auch die Kapelle in Rüschendorf werde weiterhin erhalten bleiben. Abt Michael dankte Anton Brinkhege, der als Investor das Gebäude weiter mit Leben fülle. Und unter großem Applaus der Gläubigen dankte er Bischof Felix Genn und dem langjährigen Weihbischof Heinrich Timmerevers für die ständige Unterstützung und Solidarität, dem Klerus der Umgebung, dem Bürgermeister von Damme, der umliegenden Bevölkerung, den Kursteilnehmer, den Schülern des Internats und vor allem seinen Mitbrüdern.
Von Abschiedsschmerz sprach Bischof Felix Genn, der im Namen des Bistums Münster und unzähliger Menschen den Benediktinern seine große Dankbarkeit ausdrückte, wobei er mehrfach von Applaus unterbrochen wurde. „Es ist schade, dass Ihr uns verlasst, aber wir haben Respekt vor der Entscheidung, die Ihr getroffen habt. Bleiben Sie den Menschen in Damme auch nach Ihrem Weggang im Gebet und Handeln verbunden“, rief er den Benediktinern zu.
Er sei geschockt gewesen, als er vom Wegzug erfahren habe, sagte Bürgermeister Gerd Muhle. Doch man könne auf die Benediktiner nicht ärgerlich ein, „schließlich haben wir es alle versäumt, bei ihnen für Nachwuchs zu sorgen“. Trotz berechtigter Trauer könne man ihnen nur dankbar sein. Ihr Kloster sei immer ein Aushängeschild für Damme und Umgebung gewesen. „Ihr seid bei uns immer wieder gern gesehene Gäste.“ Dank und Hochachtung drückten auch Pfarreiratsvorsitzende Anke Kuhlmann und der ev. Pastor Uwe Böning aus, der sich für die gute ökumenische Zusammenarbeit bedankte. Offizialatsrat Bernd Winter, ständiger Vertreter des bischöflichen Offizials in Vechta, sprach von zwei weinenden Augen und einem blutendem Herzen. Die Benediktiner in Damme seien immer ein Leuchtturm des kirchlichen Lebens im Offizialatsbezirk und geistlicher Ankerplatz für viele Menschen gewesen, sagte er. „Ich kann nicht glauben, dass dieser Abschied für immer sein soll.“ Mit einem positiven Blick nach vorne schloss Pfarrer Heiner Zumdohme den Dankes-Reigen. Er wolle den Schock und die Traurigkeit nicht verschweigen. Aber auch ohne die Benediktiner, mit denen er viele angenehme Erinnerungen verbinde, werde Damme ein Ort bleiben, wo man gut sein könne.
(Ludger Heuer gilt Dank für die Erlaubnis zur Verwendung seines Berichtes über die Abschiedsfeierlichkeiten am Sonntag in Damme)







